Medizinstudium im Rahmen des „Bochumer Modells“ im Kreis Herford und der Region ein Erfolg
von Katharina Brand-Parteck
Christian Dahm mahnt: „Dieser eine Baustein reicht aber nicht aus.“
Die medizinische Versorgung im Kreis Herford und in der Region ist eine große Herausforderung. Der demografische Wandel erfordert eine bedarfsgerechte und wohnortnahe stationäre und ambulante Versorgung. Der Kreis Herford hat in Kooperation mit dem Kreis Minden-Lübbecke mit dem sogenannten „Bochumer Modell“ einen guten Weg eingeschlagen, um die Versorgung mit Medizinerinnen und Medizinern sicherzustellen.
Der heimische SPD-Landtagsabgeordnete Christian Dahm hatte sich seit 2015 dafür eingesetzt, dass das Herforder Klinikum, gemeinsam mit den Kliniken aus dem Kreis Minden-Lübbecke eine Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum eingeht. Jetzt wollte er wissen, wie erfolgreich das Modell bisher gelaufen ist und hat eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt.
Demnach konnten erstmals zum Wintersemester 2016/17 66 Studierende im Rahmen des „Bochumer Modells“ nach Ostwestfalen-Lippe kommen. Die Besonderheit des Modells ist, dass die Medizinerausbildung an der Ruhr-Universität dezentral organisiert ist. Gemeinsam mit den ostwestfälischen Kliniken in Bad Oeynhausen, Herford, Lübbecke-Rahden und Minden ist das Universitätsklinikum der RUB nunmehr eines der größten Universitätsklinika in Deutschland: Auguste-Viktoria-Klinik, Bad Oeynhausen (MKK); Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen; Johannes Wesling Klinikum Minden (MKK); Klinikum Herford; Medizinisches Zentrum für Seelische Gesundheit im Krankenhaus Lübbecke-Rahden (MKK). Die Kliniken haben erheblichen personellen und finanziellen Aufwand für ihre neuen Aufgaben in Lehre und Forschung betrieben.
Das Projekt ist durchaus erfolgreich und positiv zu bewerten. Die Zahlen gehen aus den Antworten der Kleinen Anfrage hervor, die Dahm der Landesregierung gestellt hatte.
Insgesamt 403 Studierende aus bisher sieben Jahrgängen haben ihr Studium zum 7. Semester an den Kliniken in OWL fortgeführt.
Vier Jahrgänge wurden den Antworten zufolge bislang erfolgreich im Rahmen des „Bochumer Modells“ in OWL ausgebildet. Drei davon wurden per Online-Umfrage zur beruflichen Perspektive evaluiert. Danach bleiben durchschnittlich 33% der Absolventinnen und Absolventen in den Kliniken und Praxen in OWL.
Das sind doppelt so viele Ärztinnen und Ärzte wie gebürtig aus der Region kommen. Bundesweit wurde ermittelt, dass durchschnittlich 31% aller Medizinerinnen und
Mediziner in der Region tätig werden, in der die Hochschule liegt, an der sie studiert haben.
Laut der Online Befragung nahmen 27% der Befragten eine Anstellung an den Kooperationskliniken in der Region an. Weitere 5% sind an andere Kliniken in OWL gegangen.
Gleichzeitig sind aber auch Absolventinnen und Absolventen aus Bochum nach OWL gekommen.
Mit dem inzwischen vierten erfolgreich in OWL ausgebildeten Jahrgang, stehen rund 188 Absolventinnen und Absolventen zur Verfügung. Bei durchschnittlich 33%, die in der Region bleiben, konnten 62 angehende Assistenzärztinnen und Assistenzärzte für die Region ausgebildet und gewonnen werden.
Christian Dahm zeigt sich zufrieden, deutet aber an, dass noch viel mehr getan werden muss: „Das Bochumer Modell ist ein wichtiger Baustein zur Versorgung des Kreises Herford und der Region mit Medizinerinnen und Medizinern. Allerdings reicht dieser eine Baustein nicht aus. Grundsätzlich muss die Zahl der Studienplätze für Medizin nennenswert erhöht werden.
Daneben sind weitere Maßnahmen vor Ort, wie z. B. Niederlassungsförderung für Neuniederlassungen, Förderung von Medizinstudierenden und das Förderprogramm „Kreis Herford sucht Hausärztinnen und -ärzte: Mit Praxis zur Praxis“ notwendig.
Die aktuelle Krankenhausplanung NRW darf allerdings nicht die Erfolge des Bochumer Modells gefährden, in dem Teile der medizinischen Versorgung vor Ort und in der Region in Frage gestellt werden.“