Mehr Energie für schnelle Lösungen im Kita-Bereich

von Katharina Brand-Parteck

SPD-Gemeindeverband und Landtagsabgeordnete diskutieren in Hiddenhausen mit Fachkräften, Trägern und Eltern über aktuelle Kita-Probleme

Ein Schokoriegel soll das bringen, was alle Beteiligten in Kitas derzeit am meisten benötigen: Energie!

Symbolisch bekamen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Abends in Hiddenhausen einen energiebringenden Schokoriegel überreicht.

Der SPD-Gemeindeverband Hiddenhausen hatte Leitungen, Erzieherinnen und Erzieher, Träger und Eltern aus den Kitas der Gemeinde zum gemeinsamen Austausch in die Kleinkunstbühne der Olof Palme Gesamtschule eingeladen. Vorausgegangen waren persönliche Gespräche vor Ort, die nicht nur aus der Corona-Zeit resultierten, sondern auch ganz aktuelle Problematiken aus den Kitas zu Tage brachten.

Erst kürzlich, im Herbst und Winter, wurde die Situation, in der sich Kitas befinden, einmal mehr deutlich, als die Krankheitswelle die Gruppen leer fegte und sogar ganze Einrichtungen geschlossen werden mussten. Der Fachkräftemangel wurde auf diese Weise mehr als deutlich. Die Kindertageseinrichtungen befinden sich in einer prekären Situation, auch finanziell. Im Landtag treffen täglich Brandbriefe der Träger und Wohlfahrtsverbände ein.

In Hiddenhausen will man die Probleme vor Ort anpacken und nach Lösungsansätzen suchen. Deshalb wurden als erste Ansprechpartner die beiden Landtagsabgeordneten Christian Dahm und Dr. Dennis Maelzer zum Kita-Gespräch eingeladen.

Der heimische Abgeordnete Christian Dahm, der auch gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion ist, machte deutlich, dass das größte Problem die Unterfinanzierung der Kitas ist.

„Wir haben diese erheblichen und vielschichten Probleme nicht erst seit Corona. Seit Jahren fordern wir eine Anpassung des starren Kinderbildungsgesetzes. Träger, Erzieherinnen und Erzieher und Eltern stehen vor massiven Betreuungsproblemen. Die Kinder sind die Leidtragenden.

Der neue Tarifabschluss war zwar absolut richtig für unsere Fachkräfte, die angemessen entlohnt werden müssen, stellt aber vor allem die Träger vor große Probleme. Wir müssen aufpassen, dass uns die Kitas nicht aus dem Boot kippen und aufgeben müssen. Es ist so wichtig, dass hier schnellstens Änderungen herbeigeführt werden, nach Möglichkeit mit einem Rettungspaket für Kitas.“

Dennis Maelzer, familienpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, sieht etliche Probleme, die angepackt werden müssen. „Das ist ein personell unterbesetztes System, das nicht richtig ausfinanziert ist und wenig Planungssicherheit für die Beteiligten bietet.“

Konkret geht Maelzer in seinen Ausführungen auf das sogenannte Alltagshelferprogramm ein, das nur eine Programmfinanzierung ist. Auch die Weiterführung der Sprach-Kitas sei noch nicht geregelt. Dabei wären dauerhafte Unterstützungen für die Einrichtungen doch so wichtig.

„Die nächsten Jahre werden nicht Gold sein“, sagt Maelzer und zählt auf, dass insgesamt 100.000 Kitaplätze fehlen. „Wenn der OGS-Anspruch 2026 kommt, wird es noch schwerer, denn dort fehlen sogar 200.000 Plätze. Das Licht am Ende des Tunnels sehen wir nur, wenn wir investieren!“

Hiddenhausens Bürgermeister Andreas Hüffmann gab einen Einblick aus kommunaler Sicht und stellte fest: „In den letzten Jahren hat die Anzahl der zu betreuenden Kinder stark zugenommen, entgegen allen Informationen von IT-NRW. Gemeinsam mit dem Kreis suchen wir nach Lösungen. Bei den stark angestiegenen Bau- und Finanzierungskosten in den letzten Monaten, ist das keine einfache Aufgabe!“

In einer aktiven Austauschrunde, moderiert durch die Gemeindeverbandsvorsitzende Christiane Möller-Bach, konnten alle Beteiligten anschließend ins Gespräch kommen und weitere Problemstellungen und Lösungsansätze herausarbeiten.

Die Themen Stellenwert und Wertschätzung standen ganz oben auf der Liste der Wünsche. Mehr Geld ebenfalls und Verwaltungsentlastung. Politischen Druck auf alle Entscheidungsträger auszuüben, scheint dringend erforderlich.

Maelzer und Dahm pflichteten dem bei:

„Wir müssen Druck machen. Unter dem Strich benötigen wir aber dringend ein neues Kibiz-Gesetz, deutlich vor 2026, mit viel weniger starren Buchungszeiten als jetzt. Wir benötigen eine Verlängerung des Alltagshelferprogramms, fordern eine Einrichtungsfinanzierung und wollen Fachkräfte entfristen. Zusätzliche Verwaltungs- und Reinigungskräfte könnten den Erzieherinnen und Erziehern Arbeit abnehmen, damit die sich auf die Kinder konzentrieren können.

Die Ausbildung muss endlich vergütet werden, damit man die Fachkräfte von Anfang an wertschätzt. Und vor allem: Wir brauchen mehr Platz und Plätze. Manche Themen kann man schneller angehen als andere.“

Dr. Maelzer will all diese Themen schon ganz aktuell mit in die Sitzung des familienpolitischen Ausschusses nehmen und diskutieren.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wünschen sich nach dem gelungenen Austausch vor allem eins: Schnelle und pragmatische Lösungen. „Den Kindern ist es egal, wer das Gesetz macht.“

Das Gespräch vor Ort in Hiddenhausen soll auf jeden Fall weitergeführt werden:

„Im kleinen Kreis ist man schneller handlungsfähig, als wenn wir auf die Regierung warten“, bestand Einigkeit bei den Anwesenden.

Christian Dahm fühlt sich in seinem politischen Handeln bestätigt: „Es ist fünf vor Zwölf im Kita-Bereich. Dieser Austausch mit Betroffenen vor Ort ist wichtig für den weiteren Prozess.“ Dahm gab aber auch zu bedenken, dass es kurzfristig wenig Hoffnung auf eine Revision des Kibiz geben werde. Dazu sei die Landesregierung offenbar nicht bereit.